Geschichte von Mozilla

Am 22.01.1998 fällte die Firma Netscape eine folgenreiche Entscheidung: Man entschloß sich, den Source-Code des Netscape Navigator - damals noch verbreitetster Browser im Internet - freizugeben, um, ähnlich wie beim Linux-Kernel die im Internet "vereinten Kräfte" für dessen Weiterentwicklung zu nutzen.

Vor der Freigabe mußte jedoch der Netscape-Code noch von verwendetem, nicht freigegebenem Third-Party-Code "befreit" werden. Am 31.03.1998 war es dann soweit: Unter dem Namen Mozilla stand der Source-Code als Basis für die Weiterentwicklung unter http://www.mozilla.org/ im Netz.

Bald wurde klar, daß man, um die Unterstützung der unterschiedlichsten System-Plattformen aufrecht erhalten zu können, den Browser auf eine neue Plattform stellen mußte: NGLayout, besser bekannt unter dem Namen Gecko war geboren.

Das interessante an Gecko ist, daß auch das Aussehen des Browsers als XML-Dokument beschrieben wird, mit anderen Worten, der XML-fähige Browser sich selbst rendert. Sehr schön kann man dies sehen, wenn man im Mozilla die URL chrome://navigator/content/ eingibt.

Um genauer zu sein: Die Benutzer-Oberfläche wird mit einer XML-Anwendung namens XUL (sprich etwa "Suhl" in Anspielung auf eins der Monster aus dem Film Ghostbusters) beschrieben. Die Callbacks, die aufgerufen werden, wenn in der Benutzer-Oberfläche ausgelöst werden, werden in JavaScript geschrieben, was wiederum im Mozilla selbst enthalten ist.

Dies bedeutet auch, daß man sich mittels XUL und JavaScript (und weiteren Elementen der Entwicklungsumgebung von Mozilla) auch relativ einfach neben der "normalen" Mozilla-Oberfläche (auch Seamonkey genannt) neue Browser mit anderer Funktionalität schreiben kann. Desweiteren gibt es ein "native" Interface, mit dem die Gecko-Engine aus anderen Applikationen aufgerufen werden kann - diese andere Applikation kann auch ein anderer Browser sein. Folgende Browswer existieren tatsächlich bereits:

• Netscape
• Galeon
• K-Meleon
• Skipstone
• Beonex
• Camino
• Firebird
• Q.BATi
• IBM Web Browser
• hp OpenVMS systems secure web browser

Darüber gibt es sogar Versionen des KDE-Browsers Konqueror, die alternativ zu ihrem eigenen Renderer die Gecko-Engine nutzen können.

Die Gecko-Engine selbst ist schlank und höchst portabel - so war es z.B. unter Linux problemlos möglich, auf der Ebene der GUI-Libraries den Schwenk von Motif nach GTK durchzuführen. Es soll sogar einmal eine Version der Gecko-Engine als Active-X-Control gegeben haben, womit es möglich war, Mozilla im Internet Explorer laufen zu lassen... Desweiteren gab es eine Java-Version unter dem Namen Jazilla.

Neben XUL interpretiert Mozilla übrigens noch weitere XML-Anwendungen wie etwa MathML .

Hier einige markante Daten betreffend die Entwicklung des Mozilla (Ergänzungen willkommen):

Datum	Ereignis
22.01.1998	Ankündigung der Freigabe der Sourcen durch Netscape
23.02.1998	mozilla.org entsteht
31.03.1998	Freigabe der Sourcen
16.04.1998	Erste Code-Basis für Gecko-Engine veröffentlicht
12.05.1998	Messenger-Sourcen veröffentlicht
01.09.1998	mozillazine.org entsteht
02.09.1998	Integration von DOM in Mozilla
01.10.1998	Mozilla-Skins mit chrome möglich
10.11.1998	Pressemitteilung von Netscape, daß der Communicator künftig auf NGLayout/Gecko basieren wird
07.12.1998	Entwickler-Version der Gecko-Engine
08.06.1999	Bugzilla entsteht
01.07.1999	Necko als Network Engine
29.08.1999	Java-Support
06.09.1999	Chatzilla integriert
18.01.2000	Freigabe Security-Funktionen (NSS, PSM)
14.11.2000	Netscape 6, basierend auf Mozilla, erscheint
05.06.2002	Mozilla 1.0 erscheint
02.04.2003	In einer neuen Roadmap wird angekündigt, daß die nächste Mozilla-Generation auf Standalone-Applikationen (Phoenix und Minotaur, später umbenannt in Firefox und Thunderbird) basieren wird
15.07.2003	Gründung der Mozilla Foundation
09.11.2004	Firefox 1.0 erscheint als Browser für den Endbenutzer

Folgende Releases, anfangs Milestones genannt, konnte ich ermiteln:

Folgende sonstige Software-Produkte innerhalb des Mozilla-Projektes konnte ich ermiteln:

Für weitere Informationen über die Entwicklungsgeschichte von Mozilla (vor allen Dingen Daten, an den wegweisende Entscheidungen getroffen wurden), per Mail an Manfred.Haertel@rz-online.de bin ich sehr denkbar.

Letzte Aenderung: 16.05.2018, 18:10 Uhr