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Liebe Frau Eifert,
nun habe ich Ihr Buch gelesen – mehr als einmal – verschiedene Abschnitte mehrmals.
Erst mal vorab: es hat mir gefallen, das hatte es aber auch schon beim „Querlesen“.
Wann gefällt mir ein Buch? Wenn ich mich angesprochen fühle, wenn beim Lesen ähnlich erlebte Situationen vor meinem Inneren erstehen, wenn ich hinter dem Geschilderten die  Persönlichkeit des Autors erahnen kann, um so mehr, wenn ich den Autor persönlich kenne und schätze  oder durch seine Texte besser verstehen lerne – auch als Mensch.
Stark war der Wiedererkennungseffekt z.B. beim Kummerkasten-Brief. Wie gut ich das kenne: Man nimmt sich Zeit für die Sorgen und Nöte von Freunden oder Bekannten – wenn man aber selber mal Jemanden zum Anteilnehmen braucht, hat niemand Lust zuzuhören! Dann Ihre Liebe zu Museumsbesuchen (wenn das nicht mit langem Stehen verbunden ist). Ich bin ein Museums-Freak – wenn ich einmal in einem Völkerkunde oder Naturkunde-Museum drin bin, komme ich so schnell nicht wieder heraus. Als Kind habe ich mal „Eingrabungen“ gemacht, damit meine Nachfahren wissen, wie wir gelebt haben. (Das geschah in der Schweiz, wo ich 1947/48 ein Jahr weilte, um wieder aufge-päppelt zu werden, weil ich im Nachkriegs-Berlin beinahe verhungert wäre.) Meine Tante hat später sehr lange nach ihrer zierlichen silbernen Stickschere, einem Fingerhut, einer gläsernen Apfelreibe und verschiedenen Bestecken gesucht, die ich in einem Beet vergraben hatte – für die Nachwelt!!
Sie schildern auch die Bombardierung von Darmstadt und Szenen aus Ihrer Schulzeit – auch diese Schilderungen wecken Assoziationen in mir, obwohl Vieles anders war, z.T. schlimmer. Ich merke deutlich den Altersunterschied zwischen uns – ich bin 1935 geboren. Aber darüber werde ich in meinem Lebensbuch berichten – vielleicht schaffe ich es noch, daß Sie darin lesen können. Einige von meinen alten Verwandten, die mich dazu ermuntert haben zu schreiben, werden mein „Werk“ nicht mehr lesen können, da sie inzwischen alt und dement im Altenheim leben! Und bei meinen Enkeln habe ich auch so meine Zweifel.... Aber wenn es nicht 
m e i  n e  Enkel sind, dann eben irgendwelche!

Auch was Sie über die Bücher schreiben, die in den 50er Jahren gelesen wurden, stimmt
mit meinen damaligen Lese-Erfahrungen überein. Darüber habe ich auch schon geschrieben und  (erinnern Sie sich??) bei Lesungen vorgetragen in Dierdorf und Bad Ems anläßlich der Vorstellung der „Schlüssel-Anthologie“.
Dieses Kapitel werde ich bei mir noch etwas ausbauen.